Ehrenamtlichen-Fortbildung

„Motivationsspritze“ und Informationen aus erster Hand

18 Teilnehmerinnen aus ganz Deutschland bei Ehrenamtlichen-Fortbildung in der hessischen Rhön:

„Die Ehrenamtlichen-Fortbildungen sind immer wieder eine Motivationsspritze“, sagte eine Teilnehmerin zum Abschluss der diesjährigen Veranstaltung am 9./10. Juni in Oberbernhards in der hessischen Rhön. Neben den Mitgliedern von „LebKom“ („Lebendige Kommunkation mit Frauen in ihren Kulturen“), dem Trägerverein des FULDA-MOSOCHO-PROJEKTES, waren alle Menschen angesprochen, die sich für ein Ende der Praxis der Genitalverstümmelung einsetzen wollen.

Verschiedene Motivationen

Sämtliche 18 Seminar-Plätze waren besetzt; erfahrene Ehrenamtliche hatten nach Angabe von Projektkoordinatorin Ulrike Niewerth sogar auf die Teilnahme verzichtet, um Neu-Interessierten die Anmeldung zu ermöglichen. Zu den „Neuen“ gehörten beispielsweise Studentinnen des Fachs „Soziale Arbeit“ an der Hochschule Fulda, welche die Veranstaltung nutzten, um sich für ein eigenes Projekt mit geflüchteten Frauen zu dem Thema FGM (Female Genital Mutilation) vorzubereiten. Studentin Saba Hussein, deren Eltern aus Somalia stammen, ist bei ihrer Arbeit als Dolmetscherin für das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge immer wieder mit FGM als Fluchtgrund konfrontiert. Die beiden Lehrerinnen Silvia Kehl und Birgit Rohleder planen im Herbst, die Wanderausstellung zu dem Thema an der Richard-Müller-Schule in Fulda zu präsentieren

Zum sechsten Mal hat LebKom eine Fortbildung für Ehrenamtliche organisiert und durchgeführt, die wiederholt von ENGAGEMENT GLOBAL aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und dem Land Hessen gefördert worden ist. In diesem Jahr findet sie erstmals auch in Zusammenarbeit mit der Ehrenamtsförderung des Landkreises Fulda statt.

FULDA-MOSOCHO-PROJEKT als Beispiel

Als Praxisbeispiel für eine erfolgreiche Entwicklungszusammenarbeit beim Thema FGM diente das Fulda-Mosocho-Projekt. Referentin Kerstin Hesse, die selbst seit vielen Jahren in Kenia pädagogisch und in Europa politisch gegen FGM wirkt, würdigte die Leistungen der Menschen, die den Wandel mitgestaltet hätten. Zudem gab sie Einblicke in den globalen Kontext und die Ausweitung der Problematik durch Zuwanderung auf Deutschland.

Das gute Wetter lud dazu ein, einen Teil der Fortbildung im Freien abzuhalten …

Der WERT-ZENTRIERTE ANSATZ

Sie erläuterte, wie der WERT-ZENTRIERTE ANSATZ (WZA) dazu beitrage, das Problem der Gewalt gegen Frauen an der Wurzel zu packen: „Weltweit werden Frauen und Mädchen als weniger wert definiert. Der WZA hat schon früh erkannt, wie wichtig die Einbeziehung der kenianischen Männer in den Prozess ist. Nicht nur die Frauen sollen ein positives Körpergefühl entwickeln, sondern auch die Männer erkennen, wie wertvoll die Frauen sind.“ Dies habe sich als Motor für die kulturelle Veränderung in der Region Mosocho erwiesen. Es gelte nun, auch in Deutschland bewusst zu machen, dass es sich bei FGM um kein „Frauen- “, sondern um ein Menschenrechtsthema handele.

Zweite Runde für erfolgreiche Vorlese-Aktion

Die Einbeziehung der Männer in Deutschland ist auch mit Hilfe der bundesweiten Ehrenamtlichen-Aktion gefördert worden: initiiert im vergangenen Jahr, haben seitdem 29 Lesungen in 26 Gemeinden und Städten stattgefunden, und über 500 Menschen seien erreicht worden, viele davon Männer, berichtete Ulrike Niewerth. Wegen des guten Erfolgs beschlossen die Ehrenamtlichen bei der Fortbildung in der Rhön, die Aktion in diesem Jahr fortzusetzen.

… und sich von der idyllischen Rhönlandschaft inspirieren zu lassen.

Erfahrungsaustausch

Als Ehrenamtliche „der ersten Stunde“, die seit 2008 an allen Fortbildungen teilgenommen hat, berichtete Margret Lauscher aus Nordrhein-Westfalen. Viele Zuhörerinnen nickten bestätigend, als die Leiterin einer Grundschule  über die Herausforderungen bei der Umsetzung von Kampagnen  sprach. „Ganz wichtig ist der Aufbau eines Netzwerks; sucht euch Unterstützer“, empfahl sie.

Die passenden Worte finden

Als motivierend bewerteten viele der Teilnehmerinnen auch den Programmpunkt, in dem es darum ging, mit Außenstehenden zu dem sensiblen Thema rund um „Sexual and Reproductive Health“ ins Gespräch zu kommen. „Man wird sich der eigenen Hemmschwelle bewusst, wenn es um die Benennung der Sexualorgane geht“, stellte eine Teilnehmerin fest. Die Thematisierung in der Gruppe sei hilfreich gewesen, um für künftige Debatten die passenden Worte zu wählen.

Initiatorin zu Gast

Einen besonderen Höhepunkt stellte am zweiten Tag der Besuch von Dr. Muthgard Hinkelmann-Toewe dar, die als Professorin an der Hochschule Fulda den WERT-ZENTRIERTEN ANSATZ entwickelt hatte. Auch sie betonte nochmals, wie wichtig es sei, die Männer in den kulturellen Wandel einzubeziehen, wenn es um die Menschenrechte für Frauen gehe, egal ob in Afrika oder auch in Deutschland, etwa bei der Integration von Geflüchteten.   

Interesse für 2019?

Für 2019 ist eine weitere Ehrenamts-Fortbildung bereits in Planung.
Interessierte können sich schon jetzt über unser Kontaktformular auf die Warteliste setzen lassen.
Sie erhalten dann so bald wie möglich weitere Informationen zu Ort und Zeit.
Die Nachfrage ist groß und die Plätze begrenzt. Erste Anmeldungen liegen bereits vor.

 

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