Auf das Herz gehört: 200 „frischgebackene“ Volunteers
In den beiden Nachbarregionen Marani und Kisii South gibt es seit kurzem 200 Kisii-Männer und -Frauen, die sich in ihrem Umfeld und in ihren Familien aktiv für ein Ende von FGM einsetzen: im Dezember 2017 und April 2018 wurden dort die Ehrenamtsschulungen („Value Centered Volunteer Training“) nach 21 Monaten erfolgreich beendet. Stolz und Freude standen den Teilnehmenden ins Gesicht geschrieben, als sie ihre Abschlusszertifikate von lokalen Amtsträgern feierlich überreicht bekamen. 300 Männer und Frauen hatten sich im Nachhall der Barazas auf die begehrten Plätze beworben.
Gewünscht waren Strategien, um – nach der eigenen intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema – Menschen innerhalb ihres Kontextes (fast alle leiten ehrenamtlich Kirchen-, Selbsthilfe-, Jugend- oder Frauengruppen oder sind gewählte Clan-Älteste) zu FGM ansprechen zu können.
„Lasst uns das Tabu, darüber zu sprechen, in unseren Clans brechen. Wir wissen doch jetzt, dass die Beschneidung für viele Probleme in der Ehe verantwortlich ist. Lasst uns lernen und uns dafür einsetzen, dass sich etwas ändert für Frauen und Mädchen“, hatte ein junger Mann beim ersten Vorbereitungstreffen aufgefordert.
Clan-Älteste Phyllis A. hatte formuliert: „Mein Verstand sagt mir, du kannst dein Feld nicht alleine lassen; das ist dein täglich Brot. Mein Herz sagt mir, du musst etwas tun! Andere müssen davon erfahren. Unsere Töchter sollen nicht mehr unter der Beschneidung leiden!“
Die hohen Erwartungen wurden nicht enttäuscht: Alle Teilnehmenden sahen sich in der Lage, ihre eigenen Kinder, bzw. ihre Enkeltöchter vor FGM zu bewahren und Ratsuchende darin zu stärken, dies auch zu wagen. Auf diese Weise konnten dank des Volunteertrainings die ersten 1000 Mädchen in den neuen Regionen gerettet werden.
Für alle hatte es eine Erleichterung bedeutet, sich innerhalb ihrer Ethnie der Kisii, in der vor Beginn der Zusammenarbeit mit dem FMP 96 % ihre Töchter beschneiden ließen, mit ähnlich Denkenden zu dem Thema austauschen zu können. Bestärkt worden waren sie auch von Landrätin Irene K. , die zum Auftakt der Ehrenamtsschulung in Marani „das mutige Vorangehen“ der Teilnehmenden gelobt hatte.
Buntgemischte Truppe
Die Teilnahmeplätze waren zu gleichen Teilen an Männer und Frauen verteilt worden, die jüngsten 19, die ältesten 70 Jahre alt. FarmerInnen, die ihr tägliches Brot auf ihren „Shambas“ (Äckern) verdienen und teilweise weder lesen noch schreiben können, saßen neben AkademikerInnen und Bürgermeistern. Der Wert-Zentrierte Ansatz half, die sonst übliche Trennung nach Alter, Geschlecht und Bildungsunterschied zu überwinden. Der friedfertige und respektvolle Umgang miteinander erwies sich über die Schulungseinheiten hinaus als förderlich für das Gemeinschaftsgefühl der gesamten Region und leistete einen wichtigen Beitrag für ein Klima, in dem nachhaltiger Bewusstseinswandel greifen kann.
Bedenkt man, dass zudem bei der Zusammenstellung der Kursgruppen alle Gemeinden der jeweiligen Regionen einbezogen wurden, gibt dies eine Vorstellung von der organisatorischen Herausforderung, die gemeistert wurde.
Aufbruchsstimmung
Bewegt und sehr intensiv – wie zuvor in den Schulungen in Mosocho offenbarte sich wieder ein Potpourri von Emotionen: einerseits Betroffenheit über das Leid, andererseits Dankbarkeit, Aufbruchsstimmung und Glücksgefühle, die Situation für die nächste Generation Mädchen und Frauen wandeln zu können. Diese Stimmung spiegelte sich auch während der Abschlussfeiern wider und ließ bei einigen den Wunsch wachsen, jetzt nicht nachzulassen, sondern sich für die Rettung von bedrohten Mädchen in der Region durch eine Facilitator-Ausbildung weiter zu qualifizieren.
Weiteres zu neuesten Projektentwicklungen unter:
- Ganz Kisii County ruft
- „Eigene“ Facilitators für Marani und Kisii South
- Zwei neue Anlaufstellen
Die Schulungen von Ehrenamtlichen sind dankenswerterweise durch die Förderung von der AlternAid Stiftung für Menschen in Not und durch Spenden möglich geworden.